14. hofbauer-kongress: untamed women (w. merle connell, usa 1952)

Veröffentlicht: Januar 7, 2015 in Film
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Untamed WomenEin Soldat landet mit schweren Schädelverletzungen und Gedächtnisverlust im Krankenhaus. Die Ursache seiner Verletzungen ist unklar. Der Versuch des Arztes, ihm eine Erklärung zu entlocken, fördert dennoch einen überaus detaillierten Bericht zutage, der das Gros von UNTAMED WOMEN ausmacht: Nach einem Flugzeugabsturz landete die Besatzung eines Bombers der amerikanischen Luftwaffe erst mit einem Schlauchboot im Pazifik und dann auf einer von einem Amazonenstamm bewohnten Insel. Die ohne Männer ihrem unweigerlichen Aussterben entgegensehenden Damen sind Nachfahren der Druiden und auf der Insel von unzugänglichem, monsterinfizierten Terrain umgeben. Als sie erkennen, dass ihnen die Männer lebendig mehr nutzen als tot, schlägt die Stunde der Machos. Die Frauen, denen es wie durch ein Wunder gelungen war, ganz allein zurechtzukommen, entdecken dank männlicher Naturbegabung in Sachen Frauenbehandlung ihre natürliche Bestimmung als brave Hausfrauen, bevor alles in die Binsen geht …

Ein recht typischer Vertreter des Science-Fiction-lastigen Exploitationfilms der 1950er-Jahre, bedient W. Merle Connells  UNTAMED WOMEN – wie übrigens der einige wenige Jahre später entstandene QUEEN OF OUTER SPACE, der eine nahezu identische Geschichte auf den Planeten Venus verlegt – eine reine Männerfantasie. Der Gnade, gleich einer ganzen Horde leicht bekleideter, „wilder“ und ausgehungerter Damen ausgeliefert zu sein, sich ihnen gegenüber als überlegen zu erweisen und so ihre kleine weibliche Welt in Ordnung zu bringen: Das lässt jeden Chauvie frohlocken. Dank der zeitgenössisch ausgeprägten Staubigkeit und Harmlosigkeit des Ganzen ist UNTAMED WOMEN heute aber noch nicht einmal in der Lage, die klischeehafteste Hardcore-Emanze zu verärgern: Hier enttarnt sich der Mann als bemitleidenswerter Steinzeitmensch, den man nicht länger bekämpfen müsste, hätte er sich und seine Methoden in den letzten 60 Jahren nicht bedauerlicherweise weiterentwickelt. Die Dialoge sind ein Fest und das ganze Spektakel kommt in dem Moment ganz zu sich, als einer der vier Gestrandeten seiner Auserwählten von der heimischen Farm vorschwärmt, sie fragt, ob sie schon einmal eine Kuh gemolken habe und ihr dann ihre Daumen hinhält, um ihr schon einmal die richtige Melktechnik beizubringen. Aber man kann den Männern ihre Unbedarftheit in Bezug auf das andere Geschlecht auch nicht übelnehmen: Als einer von ihnen auf seine Mutter zu sprechen kommt, bricht es förmlich aus ihm heraus und er berichtet unter Tränen, wie sie ihn immer gegängelt habe, er solle sich was Warmes anziehen, sonst erkälte er sich, er solle nicht im Dunkeln lesen, weil er sich sonst die Augen verderbe, und natürlich nicht zu laut Musik hören. Wer solche Traumata durchlitten hat, wird nun einmal kein Frauenrechtler. Life’s a bitch, indeed.

W. Merle Connell, dessen bekanntester Credit wahrscheinlich die Mitarbeit als Kameramann bei Phil ROBOT MONSTER Tuckers THE CAPE CANAVERAL MONSTERS ist, inszeniert mit Schwung und jener Todesverachtung, die es braucht, wenn man mit einem Budget von geschätzten 350 Dollar einen Monsterfilm um eine fremde Zivilisation dreht. Die Monsterszenen sind dann auch wunderhübsch mit aufgeblasenem Stock Footage von diversen Eidechsen und mithilfe von Fellklamotten als Mammuts verkleideten Elefanten (oder waren es doch nur Hunde?). Es gibt wie Moosbewuchs aussehende Dreitagebärte, eine Schlacht gegen wie aus dem Nichts auftauchende Neandertaler und einen finalen Vulkanausbruch, bei dem man irgendwie nicht daran glaubt, dass es nur Zufall ist, dass er just dann ausbricht, wenn ein paar US-Amerikaner eine jahrtausendealte, bis dahin – wie auch immer – funktionierende Kultur umgekrempelt haben. Die deutsche Bearbeitung ist ebenfalls erstklassig, ergänzt den für zu kurz bewerteten Film m eine zusätzlich gedrehte Szene, die nach Aussagen diverser Kongress-Besucher keinerlei Sinn ergab. Mir ist das nicht aufgefallen, weil in der späten Fürther Nacht langsam die Müdigkeit in Form von Sekundenschlaf-Anfällen von mir Besitz ergriff. Dass UNTAMED WOMEN ganz, ganz toll ist (und auf US-DVD erhältlich), dafür kann ich mich trotzdem aber verbürgen.

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